Randbeschnitten nach Innen?

Randbeschnitten nach Innen?

Wir sind mehr und mehr gewohnt, exakte Ergebnisse erzielen zu können. Wenn Sie als Mediengestalter einen Werbebanner für die Webseitenwerbung in 160 x 600 Pixel gestalten sollen, dann wird der Banner, wenn er ausgeliefert wird, exakt 160 x 600 Pixel haben. Nicht 162 x 589 oder ähnlich. 160 x 600.

Und wenn hier ein Text 1 Pixel vom Rand entfernt enden soll, dann kann und wird der Text das auch tun. Oder wenn ein Rahmen aus 3 Pixel Breite um den Banner herumlaufen soll? Dann go for it. In der digitalen Welt alles kein Thema.

Aber: Afk* ist das anders. Hier gibt es Fertigungstoleranzen. Und diese haben Konsequenzen, die uns manchmal so vertraut sind, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken, wo diese denn eigentlich herkommen. Und was sie neben den vertrauten noch so für Konsequenzen haben.

Themenübersicht:

  • Toleranzen Druck zu Papier/Folie
  • Toleranzen Schnitt/Stanzung zu Druck
  • Randbeschnitt und Sicherheitsabstand
  • Sicherheitsabstand bei runden und ovalen Druckobjekten

*) Afk = Away from Keyboard, auch RL (Real Life) genannt ;-)


Toleranzen Sie das?

Daneben schießen

Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein Foto im Postkartenformat an Ihrem Bürodrucker ausdrucken. Das Fotopapier, das Sie einlegen, ist also DIN A6 groß. Richtig?

Naja, sollten Sie tatsächlich ein Postkarten-großes Papier einziehen und dieses Format bis an den Rand bedrucken wollen, dann geschieht Folgendes: Der Druckkopf sprüht Farbe etwas über den Rand hinaus, einfach, weil er sprüht. Und das Blatt, das der Drucker eingezogen hat, liegt auch nicht exakt so, wie es sollte. Es ist einen halben mm zu weit links oder rechts, und ein wenig zu knapp gegriffen beim Einzug und der Druckkopf sprüht schon los, da ist das eingezogene Fotopapier noch einen Millimeter entfernt.

Das Ergebnis: Die Walzen Ihres Druckers verdrecken mit Tinte. Die nächsten eingezogenen Bögen verdrecken. Und mit jedem Druck, der nicht 100 %-ig genau den kleinen A6-Bogen trifft, wird das Problem schlimmer.

Aus dem großen Bogen schneiden

Was machen Sie also? Na, erst reinigen Sie natürlich den Drucker. Und dann legen Sie einen größeren Bogen ein und drucken das A6 in die Mitte auf diesen (z.B. DIN A5 großen Bogen). Und kein neuer Dreck im Drucker, weil die gesamte Farbe auf dem Bogen landet. Das A6-Motiv nun flugs aus dem größeren Bogen geschnitten und alles ist gut geworden.

Aber ist es? Beim Schnitt hatten Sie eine genaue Kante vor Augen, nämlich den geplanten DIN A6-Rand. Aber leider haben Sie an einer Seite etwas zu wenig, an der andere Kante etwas zu viel abgeschnitten. Und da, wo Sie zu wenig abgeschnitten haben, ist jetzt die Kante auf einem Millimeter Breite unbedruckt geblieben – sie ist weiß geblieben. Es blitzt.

Vorhang zu - Es blitzt

Und klar ist auch sofort die Lösung. Es muss nicht nur ein größerer Bogen her als das gewünschte Endformat A6. Es muss auch ein größerer Druck her. Nicht ganz so viel, dass wir wieder am Bogenrand ankommen und die Maschine dreckig wird. Aber doch groß genug, um etwas zum Abschneiden am Endformat zu haben.


In beide Richtungen

Wer am Rand steht ...

So weit, so bekannt. Vielleicht gut, sich das „Warum“ noch einmal vor Augen geführt zu haben. Aber nicht wirklich neu. Worüber wir aber selten nachdenken: Wenn da bei dem Beschnitt auf Endformat (=Endbeschnitt) Toleranzen bestehen, so dass man nach außen „etwas zum Abschneiden“ braucht, dann bestehen diese Toleranzen auch in die andere Richtung, also nach innen. Und von daher sollten Inhalte, die uns wichtig sind, etwas Abstand zum Rand des Endprodukts halten. Sozusagen zur Schneidezone.

Solche Inhalte sind üblicherweise das Copyright des Fotografen, die Seitenzahl unten auf der Broschürenseite*, die Webadresse oder das Impressum, das als Einzeiler unten auf dem Flyer oder Aufkleber gedruckt werden soll.

*) Randnotiz (pun intended): Bei Broschüren (oder generell bei sammelgehefteten Objekten) kommt zu den Toleranzen auch noch der Vorschub bei der Heftung hinzu, der zusätzlichen Sicherheitsabstand einfordert.

Der Rahmen steht immer da

Gerne soll aber auch mal ein Rahmen um das Druckprdukt. Insbesondere ist das häufig bei Aufklebern der Fall. Hier soll dann z.B. um den 5 cm großen runden Sticker herum eine weiße oder rote Kante verlaufen. Der Hinweis-Aufkleber in DIN A6 soll einen 3 mm breiten blauen Rahmen haben, um, einmal verklebt, den Betrachter auf wichtige Regeln hinzuweisen. Und in gewisser Hinsicht ist auch der Rahnmen selber ja ein sensibler Inhalt, der in seiner Form, insbesondere seiner Stärke/Breite möglichst wie gestaltet bleiben soll.

Was kann hier nun genau schief gehen? Am deutlichsten wird das bei runden Aufklebern, bei denen dieser Wunsch leider auch am weitesten verbreitet ist.

Runder Randbeschnitt

Nun haben wir ja aber wieder die Situation, dass wir, diesmal beim Stanzen, nicht beim Schneiden, mit Toleranzen rechnen müssen, also legen wir Randbeschnitt an. Diesmal eben einen runden Randbeschnitt.

1 mm verrutscht = 2 mm falsch

Stellen Sie sich eine Schablone vor. Eine Schablone, bei der der gewollte Kreis (das Endformat) ausgeschnitten ist und die alles andere um den Kreis herum abdeckt. Und nun legen Sie die Schablone über den Ausdruck Ihrer zu druckenden Aufkleber-Datei (inkl. Randbeschnitt). Wenn die Schablone genau am richtigen Platz liegt, sehen Sie genau, was Sie als Endergebnis haben möchten: Der Randbeschnitt ist verdeckt, der Rest ist exakt und perfekt sichtbar. Wenn Sie aber etwas (!) verutschen, dann wird auf irgendeiner Seite etwas von dem im Randbeschnitt liegenden Motiv zu sehen sein. Und gegenüber wird etwas von dem Inhalt weggestanzt sein, der eigentlich hier vorgesehen war.

Wenn die Stanze z.B. um 1 mm nach rechts verrutscht, dann ist der Rahmen auf der rechten Seite von z.B. gewollten 3 mm Breite um 1 mm breiter geworden, also jetzt 4 mm breit. Auf der anderen Seite hingegen bleiben von den gewollten 3 mm nun nurmehr 2 mm übrig. Damit ist bei dieser durchaus alltäglichen Toleranz von 1 mm eine Unwucht von 100 % entstanden. Rechts ist der Rahmen im Beispiel nun doppelt so breit wie links.

Was also tun?

Respect the Drucktechnik! Die unterschiedlichen Verarbeitungstechniken, aber auch die Materialien mit ihren unterschiedlichen Schrumpfungseigenschaften, bringen unterschiedlich große Toleranzen mit sich. So erfolgt z.B. die Stanzung im Rollenetiketten-Druck häufig "inline" unmittelbar nach dem Druck. Hier sind die Toleranzen zwischen Druck und Stanzung entsprechend minimal.

Hingegen ist ein im Sammeldruck auf großem Folien-Bogen gedruckter Aufkleber erheblichem Folienverzug ausgesetzt, bevor Stunden nach dem Druck endlich die Stanzung erfolgt. Wenn dieser nun auch noch auf der der Bogen-Anlage gegenüber liegenden Seite auf dem Bogen sitzt, dann sind 1-2 mm Toleranz bei der Stanzung oder dem Schnitt nicht zu vermeiden.

Erfragen Sie die Vorgaben für Ihren jeweiligen Auftrag und passen Sie die Drucktechnik Ihrem Design an. Oder, wegen ökonomischer Zwänge manchmal erfoderlich, Ihr Design eben der Drucktechnik.


Realisieren Sie Ihr individuelles Druckvorhaben

INnUP bietet zahlreiche Möglichkeiten, Ihr individuelles Druckvorhaben zielgerecht zu realisieren. Profitieren Sie von dem Know-how aus der Durchführung von zehntausenden Druckaufträgen und fordern Sie Ihr individuelles Angebot an. Sprechen Sie uns an, wir werten Ihre Druckproduktion gerne mit Ihren spezifischen Wünschen auf.

Jetzt individuelles Angebot einholen


INnUP Ideenbox

Sie sind noch kein Empfänger der INnUP-Ideenbox? Und möchten dies gerne werden?


Dann melden Sie sich jetzt zu unserer kostenfreien INnUP-Ideenbox an und genießen auch Sie die Informationen und besonderen Vorteile als Empfänger der INnUP Ideenbox.